Herzlichst

 

Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen was er hat.“

Matthaeaus 13:12

Die Installation Herzlichst ist eine Auseinandersetzung mit dem kulturellen Phänomen der Gabe. Dabei wird der Prozess des Schenkens als grundlegend für soziale Gesellschaften angesehen. Das Geschenk, welches nicht auf eine Gegenleistung zielt, scheint der kapitalistischen Ordnung zuwider zu sein, dabei ist es diesem Prinzip sogar übergeordnet. Denn nur dort wo eine Singularität einen Überschuss an etwas hat entsteht durch die Abgabe dessen, also durch das Geschenk, eine Bewegung. So ist das Geschenk als eine Abspaltung grundlegend für jegliche Bewegung, Begegnung und Kommunikation. Hier ist der Zuschauer mit dem Geschenk jedoch alleine. Die begehbare Installation ist dabei unumgänglich raumergreifend. Es gibt keinen Adressaten an dem er seinen Dank rückmelden oder sich revanchieren könnte. Es entsteht ein Ungleichgewicht an Energie, die nicht abgeführt werden kann. Was zur Folge hat, dass der durch das Geschenk entstandene Überfluss nutzlos wird.Die sinnlose Vergeudung ist Existenzgrundlage. Alle sind erstmal Gebende, sich Darbietende. Die Gabe repräsentiert dabei den Tod. Anders als beim Tausch erinnert sie an die Endlichkeit und die Möglichkeit, dass der Tod die Rückkehrlosigkeit der Opfergabe besiegeln könnte. Dabei ist der Tod das Einzige welches einem anderen weder genommen noch gegeben werden kann. Erst durch diese Grenze gewinnt jegliches Geben einen Sinn. Der Tod ist nicht nur in einmaliger Weise (gott-)gegeben, sondern selbst gebend: Der Tod ist eine Gabe im Sinne einer Begabung zum Geben. Der Kot ist das erste Geschenk. Umtausch ausgeschlossen.

Installation: Thomas Bartling & Ruby Behrmann

Bisherige Aufführungen

11.6.2015, Bahnhofstraße 83, Theatermaschine, Gießen

12.6.2015, Bahnhofstraße 83, Theatermaschine, Gießen

13.6.2015, Bahnhofstraße 83, Theatermaschine, Gießen

16.1.2016, Theater im G-Werk, Marburg

9.9.2016, Goldbeckhaus, Hamburg

10.9.2016, Goldbeckhaus, Hamburg