Abramović, Cher und ich

Your ego can become an obstacle to your work. If you start believing in your greatness, it is the death of your creativity.“

(Marina Abramović)

Marina Abramović und Cher sind die Queen of Performance Art und die Goddess of Pop. Zwei Künstlerinnen, deren Werke in Gänze kaum überschaubar sind und die vereinfachend schnell zu Ikonen stilisiert werden. Beide (*1946) sind Vertreterinnen derselben Generation und erzählen biografisch eine von Kämpfen und Rückschlagen gefüllte Emanzipationsgeschichte. Beide haben ihre Karriere an der Seite ihres Partners begonnen, um im Anschluss solo erfolgreicher zu werden. Beide zelebrieren die selbstreferentiellen Ansätze in ihrem jeweiligen Werk vor dem Bewusstsein der großen eigenen Leistung. Beide bilden ihre jeweils eigene Kategorie. Die eine macht Kunst, die andere Pop. Doch wo ist da die trennende und vielleicht auch verbindende Linie zu ziehen? Wie konstituiert sich unser Blick auf die jeweiligen Kategorien?

Die beiden Ikonen dienen dabei als Inspiration für diverse künstlerische Taktiken der Ikonografie. Die Performance exerziert die verschiedenen Haltungen zu Kunst und zur Bühne durch, vermischt diese und kreiert ihre eigene. Gerade durch den Rückbezug auf die beiden Strategien ergibt sich die sehr persönliche Ausgestaltung der Performance. Die rein weiß gestaltete Bühne ist sowohl ein abstraktes Gebilde, welches an die Theateravantgarden zu Beginn des letzten Jahrhunderts erinnert, als auch Projektionsfläche, Konzertbühne und ein alles offenlegender White Cube. Die aufwendigen Kostüme kontrastieren diesen Raum, indem sie mal mystisch-esoterisch, mal schrill-showesk, dann wieder privat oder schlicht albern, aber immer aufwendig detailverliebt daherkommen. Durch die Ausstellung in diesem White Cube repräsentieren die Kostüme nie ein Außen, sondern bleiben stets was sie sind: Kostüme. Die eigens komponierten Popsongs werden durch die Interpretation und Performance der Sänger*innen von ihrem Pophabitus gelöst, mit künstlerischen Strategien der Performance ummantelt und eröffnen so ein kontrastreiches Spannungsfeld des (Anti-)Entertainments. Die strukturellen Gemeinsamkeiten zwischen der fragmentarischen Performance und der Revue werden in Szenen aufgezeigt, deren Motivation in der Bildgewalt liegt.

Performance: Thomas Bartling, Ruby Behrmann, Christoph Bovermann, Jakob Böckh, Jan Gehmlich, Robert Läßig, David Rittershaus, Maxi Zahn Dramaturgie: Lisa-Marie Radtke Bühne: Friederike Schmidt-Colinet Kostüme: Kathi Sendfeld Komposition: Julian Gerhard, Johannes Hentschke, Friederike Schmidt- Colinet Choreographie: Catalina Insignares, Else Tunemyr Video: Ruby Behrmann Ton/Licht: Dominik Hallerbach

Bisherige Aufführungen

18.11.2015, taT-Studiobühne, Gießen

19.11.2015, taT-Studiobühne, Gießen

26.2.2016, Zeitraumexit, Mannheim

16.4.2016, Wilsonstraße on tour, Frankfurt LAB